Nach einem lange andauerndem DSA-Exil (durch das eifrige Spielen zweier anderer RPG-Systeme sowie auch der Schließung des präsentesten DSA-Portals Alveran) und dem dadurch zunehmenden Desinteresse an DSA-Neuigkeiten stieß ich die Tage auf ein paar Threads die mein Interesse weckten und zu dem ich einen Kommentar äußern möchte.
Der eine beinhaltete die Meldung dass
Kernredakteur Uli Lindner von Ulisses entlassen wurde,
da er der geplanten Zentralisierung des Verlages in der hessischen Fünftausend-Seelen-Gemeine nicht folgen konnte. Ein starkes Stück im Zeitalter wo Think-Tanks, Verlage und Kreativagenturen doch eigentlich durch moderne Medien es eher leichter haben über große Distanzen zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten. Ein noch stärkeres Stück da er ein tragendes Element der schon vorher ziemlich konsequenten aber auch verlustbehafteten Umstrukturierung der DSA-Redaktion war (zur Erinnerung, eine Kernredaktion sollte alle DSA-Produkte strukturieren und die externen Autoren koordinieren, gleichzeitig aber auch als Rettungsteam für ausgefallene Autoren fungieren). Uli Lindner soll nach eigenen Angaben zwar noch als externer Autor für DSA tätig sein, aber der große Einfluß den er gerade für gewagtere Projekte wie der gelobten Dunkle-Zeiten-Box ausübte, dürfte DSA damit jedoch langfristig spürbar fehlen.
Das zweite Thema dass mir im DSA4.de Forum aufgefallen ist:
Der Abschluss der Drachenchronik
Die Reaktionen auf den letzten Teil aber auch die Bewertung der Kampagne als Gesamtes fällt allgemein äußerst negativ aus. Die Kritiken zusammengefasst sind erstaunlicherweise nichts neues sondern genau die Punkte die schon seit Jahren bei Abenteuern, Spielbänden und generell DSA-Werken mit Metaplot-Relevanz geäußert wurden: Im Sande verlaufende Plots, mangelnde Transparenz für den Spielleiter, übermässige Verwendung von ganzen NSC-Horden ohne Spielrelevanz und oft nur zum Selbstzweck, mangelnde Regelunterstützung, mangelndes Fingerspitzengefühl beim Einsatz von aventurienverändernden Geschehnissen und vor allem fehlende Vorrausplanungen.
Interessanterweise melden sich beteiligte Autoren des Bandes wie auch Unbeteiligte und Ehemalige , die daraus resultierenden Einblicke sind jedoch noch ernüchternder. Immer noch hakt es an der Koordination zwischen den Autoren, großgesteckte Ziele und langgeplante Kampagen werden schließlich doch in unabhängigen und schlecht verknüpften Abenteuer gepresst, wie die Inhalte in Druckform dann aussehen ist selbst den beteiligten Autoren nicht bekannt, viele Kürzungen werden unabhängig vorgenommen.
http://www.dsa4forum.de/viewtopic.php?f=82&t=24604&start=90
Die vielbesungende, vielgeforderte Professionalität scheitert schon an kleinsten Dingen wie Kommunikation und Struktur zwischen den Autoren und seitens des Verlages.
Das Dauerproblem Metaplot scheint unbezwingbar und ein funktionierendes, zielgerichtetes Regelsystem liegt in weiter Ferne. Dazu kommt die gerade beim DSA Fandom äußerst starke konservative Haltung zu Veränderungen und das Misstrauen gegenüber Neuerungen.Mir scheint für DSA aber auch Ulisses als Verlag stehen ernsthafte Probleme an. Als Rollenspieler sehe ich das alles mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Es ist amüsant das viele Veränderungen vom Verlag angepriesen und gehandhabt tatsächlich nur wenig Einfluß auf die tatsächliche Qualität der Produkte haben (was nicht verwundert, sind strukturelle Veränderungen doch meistens nur kosmetischer Natur, die tatsächlichen Problemkinder Metaplot/Einsteigerfreundlichkeit und Regelwust werden nicht angetastet). Traurig stimmt es einen dennoch da DSA bislang das deutsche Aushängeschild sowie die Einsteigerdroge für Rollenspielneulinge darstellte, nun jedoch höchstens noch den abschreckenden Türsteher symbolisiert der wohl eher Neulinge ganz verschreckt anstatt sie mit Neugier und Spiellust zu infizieren.
Wird das neue DSA-Headquarter in Waldems diese schwierige Aufgabe durch „Professionalisierung“ wohl beheben können? Ich bin skeptisch.